Börsenhandel und Finanzmarkt sind für die meisten Deutschen nach wie vor Dinge, die sie mit höchster Vorsicht genießen. Nur ein geringer Teil der Bevölkerung besitzt selber Produkte aus der Finanzbranche wie etwa Aktien oder Fonds. Man kann lange rätseln, worauf diese Distanz wohl begründet sein mag – an der langfristigen Rendite, welche Finanzprodukte im Durchschnitt abwerfen, kann es allerdings nicht liegen. Denn in dieser Hinsicht ist die Finanzanlage in Aktien und Fonds allen anderen Möglichkeiten eindeutig überlegen. Möglicherweise liegt es auch an der gefühlten Unberechenbarkeit der Börse oder auch an der schier unendlichen Auswahl unterschiedlicher Finanzprodukte, die dem berühmten Otto Normal Verbraucher die Finanzanlage an der Börse unheimliche erscheinen lassen. Doch für alle möglichen Einwände gibt es auch eine passende Antwort. Eine davon lautet „Social Trading“, eine relativ moderne Form, an der Börse tätig zu werden und von den höheren Renditen zu profitieren. In den folgenden Abschnitten sollen einige Hintergründe und Erfahrungen aus dem Bereich des Social Trading vorgestellt werden. Wir informieren, welche Anbieter in diesem Segment aktiv sind und welche Strategien man als Anleger hier verfolgen kann. Zunächst steht aber die Frage im Vordergrund, worum es sich bei dieser Art der Investition an der Börse überhaupt handelt.
Was ist Social Trading?
Im Grunde hat der Handel an der Börse immer eine soziale Komponente, denn hier kommen die Interessen und Erwartungen von Millionen unterschiedlichen Akteuren zusammen. Durch Käufe und Verkäufe bildet sich für jedes einzelne Produkt eine bestimmter Preis. Taktgeber für die Entwicklungen an der Börse sind Entscheidungen und Meldungen von Unternehmen, Konjunktururdaten von Staaten, Zinsentscheidungen der Zentralbanken sowie regelmäßig veröffentlichen Analystenkommentaren mit konkreten Kauf und Verkaufsempfehlungen. Selbst für überdurchschnittlich mit finanztechnischem Sachverstand und Wissen ausgestattete Privatanleger ist es hier nicht immer einfach den Überblick zu behalten, so dass nur die wenigsten Kleinanleger eine eigenständige Strategie entwerfen und umsetzen. Viele greifen stattessen zu Investmentfonds, also von großen Finanzinstituten herausgegebenen Anteilen, die eine bestimmte Auswahl von Aktienwerten zusammenfassen. Die Herausgeber der Fonds beschäftigten dabei hochbezahlte Experten, welche den Markt ständig beobachten und das Fondportfolio entsprechend anpassen und umschichten. Ziel eines jeden Fonds ist es dabei, eine bessere Rendite zu erzielen als der gesamte Markt im Durchschnitt. Im Ergebnis zeigt sich jedoch, dass dies bei weitem nicht jedem Fond gelingt. Das liegt auch daran, dass für die aktive Verwaltung eine mitunter recht hohe Gebühr in Form eines Ausgabeaufschlages gezahlt werden muss. Diese liegt nicht selten bei drei Prozent und muss durch die Wertentwicklung eines Fonds erst einmal aufgeholt werden. Fonds sind also nicht immer erfolgreich und darüber hinaus recht teuer. Aus diesem Grunde greifen immer mehr Anleger mit dem Social Trading zu einer verwandten Form der Fonds.
Wie bei Fonds kann man als Anleger im Bereich des Social Tradings zwischen einer riesigen Auswahl unterschiedlicher Produkte wählen und sich dabei für eine bestimmte Anlagestrategie entscheiden. Ähnlich ist dem Prinzip eines Fonds auch, dass durch ein bestimmtes Portfolio eine jeweilige Strategie verfolgt und aktiv umgesetzt wird. Allerdings kauft der Anleger im Social Trading keine eigenen Anteile sondern folgt lediglich einer bestimmten Strategie. Auf den Plattformen der Social Trading Anbieter ist eine große Zahl unterschiedlicher Top Trader versammelt, die hier ihre Strategien vorstellen und darauf hoffen, sogenannte Follower zu finden. Top Trader sind dabei professionelle oder auch nicht professionelle dafür aber besonders erfolgreiche Trader, die ihre Anlagestrategie für andere Anleger öffentlich machen und diese mitunter auch gemeinsam mit den Followern diskutieren. In dieser Nähe liegt ein wesentlicher Vorteil des Social Tradings. Während bei Fonds das Management zumeist unerreichbar für den Anleger ist, stehen hinter den Social Trading Portfolios „echte und normale Menschen“, zu denen der Anleger im Idealfall jederzeit Kontakt aufnehmen kann. Es besteht also eine bessere Möglichkeit, sich mit den Strategien und Anlageentscheidungen des Top Traders oder auch Signalgebers auseinanderzusetzen. Im Idealfall bilden sich um einzelne Top Trader dann soziale Gruppen, die der einen Anlagestrategie folgen und auch ein Stückweit mitbestimmen. Neben deutlich niedrigeren Gebühren gegenüber dem Kauf von Fondsanteilen liegt der Vorteil für den Anleger also auch in einer besseren Transparenz über Strategie sowie in der Möglichkeit zur Partizipation.
Welche Formen des Social Tradings sind möglich?
Verschiedene Arten des Social Trading gibt es schon einige Jahre, mindestens aber so lange wie es internetbasierte Kommunikationsmedien gibt. In der ursprünglichen Form fand diese Variante durch ein einfaches Kopieren einer bestimmten Strategie statt. Dabei veröffentlichte ein Top Trader regelmäßig seine aktuellen Anlageentscheidungen in Form von Käufen und Verkäufen oder auch durch die Bekanntgabe bestimmter Orderzusätze wie Stopp Loss oder Take Profit. Als Follower ist man nun aufgerufen, diese Transaktionen und Einstellungen für das eigene Portfolio zu übernehmen. In Abhängigkeit zur jeweiligen Handelsstrategie weist diese ursprüngliche Form zwei gravierende Nachteile auf. Erstens ist es unter Umständen sehr mühselig, eine Reihe von Handelsentscheidungen auf das eigene Depot zu übertragen und zweitens fallen je nach Depotanbieter für jede Aktion eigene Kosten an, was auf Dauer ebenfalls die Rendite schmälert. Besonders wenn der Anleger zunächst mit eher kleineren Beträgen handeln möchte, lässt sich eine solche Strategie kaum vertreten. Unter Umständen können auch die Kauf- und Verkaufsentscheidungen nicht eins zu eins nachvollzogen werden, weil die zugrunde liegende Aktienstückelung nicht identisch ist. Kurzum, das analoge Social Trading hat einige Tücken und ist nicht für jeden umsetzbar. Doch es dauerte nicht lange, bis diese Probleme durch verschiedene Anbieter gelöst wurden. Im Prinzip stehen dem Anleger hierfür zwei unterschiedliche Formen bzw. Instrumente zur Verfügung. Die erste Möglichkeit besteht im sogenannten automatischen Copy Trading oder auch Mirror-Trading. Anders als im automatisierten Computerhandel, wo Käufe und Verkäufe aufgrund von Computeralgorithmen ausgeführt werden, passiert beim automatischen Copy Trading nichts anderes, als dass Anlageentscheidungen automatisch auf das Depot des oder der Follower übertragen werden. Im Vergleich zur ersten Variante stellt dies für den Follower eine deutliche Erleichterung dar, da er im Prinzip nur noch bestimmen muss, welchem Top Trader er als Follower folgen möchte. Der Rest wird dann durch eine Vereinbarung sowie eine technische Verknüpfung zwischen Soical Trading Plattform und Depotbetreiber erledigt. Darüber hinaus gibt es auch Social Trading Plattformen, die eigene Depots anbieten, so dass der Schritt einer externen Verknüpfung auch nicht mehr notwendig ist.
Darüber hinaus gibt es noch eine dritte Möglichkeit, wie Anleger die Strategie eines oder auch mehrerer Signalgeber automatisch übernehmen können. Dabei werden die Strategien einzelner Top Trader in Form von Zertifikaten herausgegeben. Hierfür arbeiten die Betreiber der Social Trading Plattformen mit Bankhäusern zusammen, die als Emittenten diese Zertifikate herausbringen. Ein einzelnes Zertifikat kann dabei zunächst mit einem bestimmten Fondanteil verglichen werden, deren Wertentwicklung sich sehr einfach anhand eines Kurses nachvollziehen lässt. Anleger können dabei auch bei niedrigeren Kursständen in die Strategie eines bestimmten Signalgebers einsteigen und dabei selbstverständlich auch darüber entscheiden, mit wie viel Geld sie einsteigen. Darüber hinaus ist es in dieser Form des Social Tradings auch sehr leicht möglich, mehrere Strategien durch den Kauf unterschiedlicher Zertifikate zu mischen.
Allerdings gibt es im Vergleich zur Aktie auch einen Nachteil. Zertifikate zählen im Gegensatz zu Aktien als eigene Anlageklasse zu den sogenannten Inhaberschuldverschreibungen, das heißt, der jeweilige Besitzer des Zertifikates trägt allein das sogenannte Emittentenrisiko. Dies bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz des Herausgebers das alle emittierten Zertifikate wertlos werden. Diese Gefahr kann der Anleger auch umgehen, wenn er sich, wie etwa beim klassischen Copy Trading die Aktien selber ins Depot legt. Rein technisch gesehen sollte die Teilnahme am Social Trading also heute kein Problem mehr darstellen, die Formalitäten sind in der Regel sehr schnell erledigt. Auch wenn nicht alle Banken mit Social Trading Plattformen kooperieren, findet sich schnell ein alternativer und auch kostengünstiger Depotbetreiber. Bei der Auswahl helfen zudem auch die Social Trading Plattformen.
Die Hauptaufgabe für den oder die Anleger im Social Trading liegt nun aber darin, die richtige Strategie zu wählen. Und hier hat er zunächst das gleiche Problem, wie alle anderen Anleger auch. Es gibt eine riesige Auswahl an Toptradern mit unterschiedlicher Ausrichtung und die Entscheidung fällt nicht immer leicht. Daher sollen im folgenden Abschnitt einige Hinweise gegeben werden, die die Entscheidung etwas erleichtern.
Welche Handelsstrategien sind möglich?
Vor der Entscheidung für das richtige Produkt bzw. den richtigen Top Trader muss sich der Anleger zunächst die gleichen Fragen stellen, wie alle anderen Anleger auch. Hierzu gehört zum einen eine gründliche Analyse der persönlichen Lebensumstände, der lang- und mittelfristigen Finanzplanung und die eigenen Risikoneigung. Denn eines sollte sich der Anleger immer wieder klar machen: Auch im Bereich des Social Tradings vertraut man sein Geld, wie auch bei Fonds oder Aktien einem Dritten an und geht dabei immer ein bestimmtes Risiko ein. Dabei stehen verlockenden Chancen stets auch entsprechend hohe Risiken gegenüber.
Bei der Bewertung der Lebenssituation ist vor allem die Frage entscheidend, wann das angelegte Kapital frühestens wieder benötigt wird. Ein wichtiges Ziel für die meisten Anleger ist dabei der Vermögensaufbau für den Ruhestand. Auch für größere Anschaffungen kann Kapital durch die Anlage am Finanzmarkt aufgebaut werden. Dabei gilt die Grundregel: Je kürzer der Zeitraum zum Sparziel ist, desto geringer sollte das Risiko der Anlage sein. Darüber hinaus, raten Finanzexperten grundsätzlich dazu, die Aktienquote dem jeweiligen Sparziel anzupassen. In Bezug auf die Alterssicherung heißt dies, dass die Aktienquote, also der Anteil an Aktien am Gesamtvermögen die Zahl 100 minus Lebensalter nicht überschreiten sollte.
Hat der Anleger diese Fragen für sich gründlich und ehrlich beantwortet, kann es an die Festlegung der Strategie und die Auswahl der richtigen Produkte bzw. der passenden Signalgeber gehen. In der Unterstützung bei der Suche nach den passenden Angeboten liegt im Übrigen mittlerweile die Hauptkompetenz vieler Social Trading Plattformen. Eher ungünstig ist dabei die Tendenz zu bewerten, dass viele Anbieter ihre Suchroutinen auf die in der Vergangenheit erzielten Renditen ausrichten. Auch mit Blick auf Fonds raten Experten immer wieder davon ab, allein auf die Rendite in der Vergangenheit zu schauen. Das gilt insbesondere für Suchkriterien, die nur einen Zeitraum von einem halben Jahr oder sogar noch weniger betrachten. Vielmehr sollten sich die Anleger klar machen, dass hinter einer sehr hohen Rendite innerhalb einer kurzen Zeit eine Strategie mit hohen Risiken liegt, die sich in der Zukunft auch in starken Verlusten äußern kann. In jedem Fall sollten Anleger sich mit der jeweiligen Strategie und Struktur des Portfolios des Signalgebers gründlich auseinanderzusetzen um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Es wäre nicht das erste Mal, dass risikofreudige Top Trader ein Depot geerdet haben oder eine entsprechendes Zertifikat mit einem Ausgabepreis von 100 in einen niedrigen einstelligen Bereich geführt haben. Immerhin handelt es sich beim Social Trading um einen wenig regulierten Bereich, bei dem die Top Trader auch in großen Umfang gehebelte Produkte und Finanzderivate einsetzen um die Renditechancen zu steigern und damit massive Risiken eingehen.
Gute Plattformen bieten dagegen aber auch Auswahlinstrumente an, die neben der Rendite vielmehr strategische Parameter zu Grunde legen. Hierzu gehört etwa die Branchenauswahl der ausgewählten Aktien oder auch bestimmten Regionen in die bevorzugt investiert wird. Darüber hinaus können auch ausgesprochene Dividendenstrategien verfolgt werden. Hier sollte es möglich sein, den richtigen Signalgeber zu finden, der der eigenen Strategie am besten entspricht.
Darüber hinaus ist aber auch der Handel im Social Trading nicht völlig umsonst. Neben den üblichen Gebühren, die bei der Führung eins Depots erhoben werden, kommen Gebühren beim Kauf eines Zertifikates. Auch beim Copy Trading fallen weitere Kosten an: Üblich ist dabei etwa eine sogenannten Performance Gebühr, bei der im Falle einer positiven Entwicklung ein Teil der Rendite an den Top Trader abgetreten wird. Auch hierüber sollte sich der Anleger im Vorfeld genau informieren.
In diesem Zusammenhang kann es übrigens lohnenswert sein, in Social Trading Zertifikate einzusteigen, die deutlich unter ihrem Ausgabekurs liegen. Denn in diesem Falle sind Kursrenditen solange Gebührenfrei, wie sich der Wert des Zertifikates unter dem Ausgabepreis bewegt. Aber auch hier sollte natürlich vorher genau geprüft werden, welches Risiko und welche Strategie dahinter stehen.
Fazit – Große Auswahl an Strategien für gut informierte Anleger
Social Trading ist eine moderne Form des Handels, bei der die wichtige Streuung in das Produkt, genau wie auch bei Fonds, schon eingebaut ist. Anders als bei Fonds ist die Vielfalt an Strategien jedoch deutlich größer, und damit kommen auch riskante Strategien ins Spiel, die zumindest für langfristig orientierte Anleger nicht geeignet sind. Vor diesem Hintergrund setzt ein Engagement im Social Trading auch immer ein gewisses Maß an Information und Vorwissen voraus um sich in Anbetracht der vielen Angebote richtig orientieren zu können. Denn allein auf die, in der Vergangenheit erzielten Renditen zu schauen, ist zumeist keine gute Strategie.